Christine Muhongerwa setzt auf Partnerschaften und Co-Benefits. Die Geschäftsführerin von SaferRwanda leitet Projekte zum Klimaschutz, die mit der Bekämpfung von Armut und der Förderung von Frauen und Mädchen verbunden sind. Sie gibt Einblicke in ihre Arbeit und die Lebenswirklichkeit in Ruanda.
Christine Muhongerwa beschreibt sich als eine engagierte Person. Ihr Lachen ist ansteckend. Ihre Begeisterung ist es auch. Sie liebt ihre Arbeit. Das merkt man ihr an. SaferRwanda unterstützt Teenager-Mütter darin, wieder die Schule zu besuchen, einen Abschluss zu machen oder sich in verschiedenen unternehmerischen Fähigkeiten weiterzubilden. Während die Kinder im Early Childhood Development Center betreut werden, erhalten sie ausgewogene Mahlzeiten und ein sicheres Lernumfeld. Zeit, die Teenager-Mütter für Schule und Ausbildung investieren können. Ein Projekt, das, wie so oft, damit startet, ein Bewusstsein zu schaffen. Dafür, dass ein Schulbesuch auch als Mutter noch möglich ist. Die Organisation setzt auf Empowerment durch Gemeinschaft und Wissenstransfer. Sie gibt benachteiligten Frauen eine Stimme. Dafür wurde Christine Muhongerwa 2023 mit dem Award „Women in Action“ der kanadischen NGO CECI ausgezeichnet.
Ruanda gilt als Musterbeispiel für Gender-Equality. 63,75 % der Sitze im Parlament sind von Frauen besetzt. „Es gibt viele Programme öffentlicher Institutionen oder von NGOs, die Bewusstsein schaffen möchten und das Verständnis zu Frauenrechten und Teilhabe an Entscheidungsebenen stärken möchten.“ meint Christine Muhongerwa. Fragt man sie nach den größten Herausforderungen für das Land, so stehen für sie die Folgen des Klimawandels an erster Stelle: „Das ist ein großes Problem, weil wir eine verlängerte Dürrezeit hatten, wir hatten Wasserprobleme und später Erdrutsche aufgrund von starken Regenfällen. Es gibt viele Probleme.“ Unter diesen Folgen leiden vor allem Frauen und Kinder. Sie tragen traditionell die Verantwortung für den Haushalt. Genau dort setzt auch ein Projekt von SaferRwanda an, das Solar-Energie in ländliche Regionen bringt, in denen es keine Elektrizität gibt. Dort kommt die Stromversorgung Frauen in den Haushalten zugute. Durch die Installation und Instandhaltung werden Arbeitsplätze geschaffen, die überwiegend von Frauen ausgeführt werden. „Das gibt ihnen Sicherheit und Unabhängigkeit – sie können ihre Familien und Kinder ernähren.“

Christine Muhongerwa, Geschäftsführerin der Initiative SaferRwanda, engagiert sich besonders für Frauen und Mädchen.
„Ich möchte Menschenleben verändern“
In Muhongerwas Stimme kann man Stolz hören. Sie weiß um die Wichtigkeit ihrer Arbeit. Diese hat sie sich bewusst ausgesucht. Nach einer Ausbildung in Bildungsmanagement und -planung an der Universität startete sie als Praktikantin im Bildungsministerium. Ihr Fokus veränderte sich. „Ich möchte Menschenleben verändern“, sagt sie und lächelt. Seit dem Jahr 2000 tut sie genau das für SaferRwanda. Die NGO hat ihren Sitz in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda. Einer Stadt, die als prosperierend beschrieben wird. „Es gibt sie, die guten Orte in der Stadt, die Wolkenkratzer, die wachsen. Aber es gibt genauso unterentwickelte Gebiete.“ Ruanda gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. 52% der Bevölkerung leben in unterhalb der Einkommens-Armutsgrenze (Mulitdimensional Poverty Index 2023). Um hier Klimaschutzprojekte wirkungsvoll zu initiieren, ist ein wirtschaftlicher Anreiz für die Bevölkerung unerlässlich. So wie das Projekt der energieeffizienten Öfen, die in Haushalten der ländlichen Regionen eingesetzt werden. Kochen ist traditionell Aufgabe von Frauen und Kindern. Sie müssen das Feuerholz besorgen – eine schwere und zeitaufwendige Arbeit. Die neuen Öfen kochen nun mit 80% weniger Holz. Dadurch können große Mengen CO₂ eingespart werden. Gesundheitsschädlicher Rauch in Innenräumen wird reduziert und die gewonnene Zeit kann für Bildung und Ausbildung eingesetzt werden.

Effiziente Kochöfen werden in Ruandas Hauptstadt Kigali produziert und von dort in ländliche Regionen des Landes transportiert.
„Für uns ist das ein Schritt gegen die Armut.“
Seit Sommer 2022 werden die Öfen in einer Fabrik in Kigali produziert. Jobs, die überwiegend von Frauen besetzt werden. Christine Muhongerwa leitet diese Produktion an. „Und das, obwohl ich gar kein technischer Mensch bin“, schmunzelt sie. Gleichzeitig leitet sie auch das Team der Implementierung: „Das sind die Leute, die auf den Markt gehen, damit die Menschen die Öfen kennenlernen, um Bewusstsein für die Produkte in allen Distrikten zu schaffen.“ Während der Hauptteil der Kosten eines Ofens von Partnern wie atmosfair finanziert wird, müssen die Haushalte nur circa ein Fünftel der Kosten übernehmen. Diese rund fünfundzwanzig Euro sind für Menschen, die als Kleinbauern und Kleinbäuerinnen vor allem für den eigenen Verbrauch anbauen, viel Geld. In circa vier Raten können sie diese Summe abbezahlen. Aufwand, der sich durch Ressourcen- und Arbeitsersparnis schnell lohnt. Und eine Maßnahme, die direkten Einfluss auf das Leben von Menschen hat: „Für uns ist das ein Schritt gegen die Armut.“ Die Arbeit von Christine Muhongerwa hat auch Einfluss auf Menschen, Institutionen und Unternehmen bei uns in den westlichen Industrienationen. Bei allen Kooperationen sind Muhongerwa Partnerschaften auf Augenhöhe wichtig. „Denn wir sind diejenigen, die vor Ort sind und die Probleme im Land kennen. Besser als die Menschen im Westen.“ Genau diese Arbeit, die die Menschen vor Ortim Fokus hat, wurde im Fall der Kochöfen zuletzt mit Corresponding Adjustments versehen. Eine Maßnahme zur Vermeidung von Doppelzählungen eingesparter Emissionen. Konkret bedeutet das, dass das eingesparte CO2 in dem Land auf die Emissionsbilanz angerechnet wird, das Zertifikate aus dem Projekt kauft. Auf die Bilanz Ruandas wird die Einsparung nicht angerechnet. Dafür hat die ruandische Regierung SaferRwanda einen „Letter of Approval“ ausgestellt. Wie kann man sich einen solchen Prozess vorstellen? Welche Kriterien werden geprüft? Christine Muhongerwa überlegt nicht lang: „Der Prozess war einfach.“ Denn SaferRwanda arbeitet seit über zehn Jahren mit energieeffizienten Kochöfen. Jährlich werden Reportings über Entwicklungs- und Klimawirkungen erstellt. Auch zusammen mit dem Partner atmosfair. Installationen werden unabhängig überprüft und Einsatzorte in Gemeinden und Haushalten besucht. Die Benefits des Projektes sind bekannt. Zudem war es das erste Projekt im Rahmen der Klimarahmenkonvention in Ruanda. Ein Projekt, auf das man stolz war. „Dank dieser Vorarbeit war die Bewerbung für die Corresponding Adjustments einfach. Unsere Aktivitäten sprechen lauter als unsere Worte.“ Christine Muhongerwa lacht. Wieder ist ihr Lachen ansteckend. Auf die Frage, welchen Wunsch sie an europäische Unternehmen oder Institutionen richtet, ist ihr klar: „Wir suchen Partner, mit denen wir hier investieren können. Denn es gibt noch viele Herausforderungen in diesem Land zu lösen. Gemeinsam können wir sie angehen.“
SaferRwanda
SaferRwanda ist eine Non-Profit-Organisation, die sich für Initiativen zur Stärkung von Frauen und Mädchen, zur Armutsbekämpfung, zum Umweltschutz und zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel in Ruanda einsetzt. Ziel ist es, durch den Schwerpunkt auf nachhaltige Entwicklung zu positivem Wandel zu inspirieren und die Widerstandsfähigkeit angesichts globaler Herausforderungen zu stärken. SaferRwanda wurde im Semptember 2000 gegründet. Christine Muhongerwa ist seit dem Jahr 2000 Geschäftsführerin der Nichtregierungsorganisation. Die Organisation setzt verschiedene Projekte partnerschaftlich mit internationalen Initiativen wie z.B. atmosfair, CECI, ACORD, GIZ, IFAD u.v.m. um.
Credits: SaferRwanda, Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima