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Was gibt es bei der Erhebung von Emissionsdaten zu beachten?

Die Erstellung einer Bilanz kann mehrere Wochen bis mehrere Monate dauern. Die Erhebung von Daten zu den Emissionen Ihrer Organisation können Sie in den folgenden 5 Schritten absolvieren, die auch das Greenhouse Gas Protocol definiert:

1. Emissionsquellen identifizieren

Identifizieren Sie zunächst, welche Emissionen Ihre Aktivitäten entlang der verschiedenen Scopes verursachen, basierend auf den festgelegten organisatorischen und operativen Grenzen.

2. Methode wählen

Wählen Sie die Methode zur Berechnung Ihrer Emissionen aus. Grundsätzlich sollten Sie dabei stets den genauesten Berechnungsansatz verwenden, der ihnen zur Verfügung steht und der für ihren Kontext geeignet ist. Die folgenden Möglichkeiten kommen dabei in Frage:

  • Eine Möglichkeit ist es, Emissionen direkt über eine Messung der Konzentration oder des Durchflusses zu bestimmen. Dies ist aber nur für wenige Aktivitäten praktisch möglich und eher untypisch.
  • Etwas häufiger werden die Emissionen auf der Grundlage einer Massenbilanz oder einer stöchiometrischen Basis für eine Anlage oder einen Prozess berechnet.

Werden Emissionen mithilfe einer Massenbilanz berechnet, ermittelt der Anlagenbetreiber die CO2-Menge, die den einzelnen in die Massenbilanz eingehenden bzw. die Massenbilanz verlassenden Stoffströmen (Massenbilanzglieder) zugerechnet wird. Für einen Reinstoff müssen der Kohlenstoffgehalt und Emissionsfaktor allerdings nicht zwingend analysiert werden. Der Kohlenstoffgehalt kann auch auf Basis des stöchiometrischen Wertes des Reinstoffs ermittelt werden.

Mehr Informationen dazu, was Emissionsfaktoren sind und wie Sie mit deren Hilfe Ihre Emissionen berechnen können, finden Sie im Abschnitt Was sind Emissionsfaktoren?

  • Der gebräuchlichste Ansatz zur Berechnung von Treibhausgasemissionen ist die Anwendung von dokumentierten Emissionsfaktoren.

3. Daten sammeln und Emissionsfaktoren auswählen

Für die meisten kleinen bis mittelgroßen Unternehmen und für viele größere Unternehmen werden die THG-Emissionen der Scope 1 auf der Grundlage der gekauften Mengen an kommerziellen Brennstoffen (wie Erdgas und Heizöl) unter Verwendung veröffentlichter Emissionsfaktoren berechnet.

Scope 2 THG-Emissionen werden in erster Linie anhand des gemessenen Strom-, Wärme- oder Kälteverbrauchs und lieferantenspezifischer, lokaler Netz- oder anderer veröffentlichter Emissionsfaktoren berechnet.

Scope 3 THG-Emissionen werden in erster Linie anhand von Aktivitätsdaten wie Kraftstoffverbrauch oder Passagierkilometern und veröffentlichten Emissionsfaktoren oder Emissionsfaktoren Dritter berechnet.

Wenn quellen- oder anlagenspezifische Emissionsfaktoren verfügbar sind, sind diese in den meisten Fällen den allgemeineren oder allgemeinen Emissionsfaktoren vorzuziehen.

Industrieunternehmen können mit einer größeren Bandbreite an Ansätzen und Methoden konfrontiert sein. Sie sollten sich an den sektorspezifischen Leitlinien auf der Webseite des GHG-Protokolls (falls verfügbar) oder an ihren Branchenverbänden orientieren

4. Anwendung von Berechnungswerkzeugen

Es gibt zwei Hauptkategorien von Berechnungswerkzeugen:

  • Sektorübergreifende Werkzeuge, die auf verschiedene Sektoren angewendet werden können. Dazu gehören die stationäre Verbrennung, die mobile Verbrennung, die Verwendung von HFKW in Kühl- und Klimaanlagen sowie die Mess- und Schätzungsunsicherheit.
  • Sektorspezifische Werkzeuge, die für die Berechnung von Emissionen in bestimmten Sektoren wie Aluminium, Eisen und Stahl, Zement, Öl und Gas, Zellstoff und Papier, Büroorganisationen entwickelt wurden.

Die meisten Unternehmen werden mehr als ein Berechnungsinstrument verwenden müssen, um alle ihre Treibhausgasemissionsquellen zu erfassen.

Einen Überblick über die Berechnungstools der Partner:innen für Entwicklung und Klima finden Sie im Abschnitt “Welche Emissionsrechner bieten die Partner:innen für Entwicklung und Klima an?”

5. Daten auf Unternehmensebene zusammenführen

Es gibt zwei grundlegende Ansätze für die Zusammenführung von Daten über THG-Emissionen aus den Einrichtungen eines Unternehmens:

  • Zentralisiert: Einzelne Einrichtungen melden Daten über Aktivitäten/Brennstoffverbrauch (z.B. die Menge des verwendeten Brennstoffs) an die Unternehmensebene, wo die THG-Emissionen berechnet werden.
  • Dezentral: Einzelne Einrichtungen sammeln Daten über Aktivitäten/Brennstoffverbrauch, berechnen ihre THG-Emissionen direkt mit anerkannten Methoden und melden diese Daten an die Unternehmensebene.

Welcher dieser Ansätze für Ihre Organisation sinnvoll ist, hängt von vielen Faktoren ab (z.B. Anzahl und Eigenständigkeit der einzelnen Einrichtungen / Standorte, Verfügbarkeit der Daten und Expertise für die Berechnung, etc.)

Datenqualität

Wenn Sie die Daten zu den Aktivitäten Ihrer Organisation zusammenstellen und dabei mehrere Optionen haben, sollten Sie stets die Daten auswählen, die in Bezug auf Technologie, Zeit und Geografie am repräsentativsten, vollständigsten und zuverlässigsten sind.

Repräsentativität

Um zu beurteilen, wie repräsentativ die Daten sind, die Ihnen zur Verfügung stehen, können Sie sich die Frage stellen, zu welchem Grad die Daten die tatsächlichen Technologien reflektieren, die Sie eingesetzt haben. Spiegeln die verfügbaren Aktivitätsdaten und Emissionsfaktoren beispielsweise die Art der Technologie wider, die zur Erzeugung der von dem Unternehmen verbrauchten Brennstoffe verwendet wird? Auch zeitliche und geografische Faktoren sollten Sie berücksichtigen, also vergleichen, ob die Daten, die Sie nutzen möchten für Ihren Standort repräsentativ sind und dem Stand des Jahres, für das Sie Ihre Emissionen berechnen möchten, entsprechen.

Qualität der Datenmessungen (Vollständigkeit und Zuverlässigkeit)

Da es sich bei Scope-3-Emissionen um Emissionen aus Aktivitäten handelt, die nicht (vollständig) unter der Kontrolle des berichtenden Unternehmens stehen, ist Ihr Unternehmen wahrscheinlich mit zusätzlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Datenerfassung und der Sicherstellung der Datenqualität für Scope 3 konfrontiert.

Zu den häufigen Herausforderungen bei der Datenerhebung für Scope 3 gehören:

  • Abhängigkeit von Partner:innen in der Wertschöpfungskette bei der Bereitstellung von Daten
    • Geringerer Einfluss auf die Praktiken der Datenerhebung und -verwaltung
    • Geringerer Kenntnisstand über Datentypen, Datenquellen und Datenqualität
    • Größerer Bedarf an Sekundärdaten – Größerer Bedarf an Annahmen und Modellierung
    • Unsicherheit

Der Umgang mit Unsicherheit bezüglich Ihrer Daten

Bei den meisten wissenschaftlichen Studien über Treibhausgas- und andere Emissionen ist es üblich, quantitative Daten mit geschätzten Fehlergrenzen (d.h. Unsicherheit) anzugeben. Es gibt dabei verschiedene Arten der Unsicherheit

  • Wissenschaftliche Unsicherheit entsteht, wenn die Wissenschaft des tatsächlichen Emissions- und/oder Abbauprozesses nicht vollständig verstanden ist. Beispielsweise sind viele direkte und indirekte Faktoren, die mit den Werten des Global Warming Potentials (GWP) verbunden sind, mit erheblichen wissenschaftlichen Unsicherheiten verbunden. Die Analyse und Quantifizierung solcher wissenschaftlicher Unsicherheiten ist äußerst komplex und dürfte die Kapazitäten der meisten Inventarisierungsprogramme von Unternehmen übersteigen. Sie sollten aber bei der Datenerhebung bzw. Berechnung aber darauf achten, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen (z.B. indem Sie aktuelle Emissionsfaktoren nutzen, die die vom IPCC empfohlenen GWPs bei Nicht-CO2-THG berücksichtigen).
  • Schätzungsunsicherheiten treten immer dann auf, wenn THG-Emissionen nicht direkt gemessen werden. Daher sind alle Schätzungen der Emissionen mit Schätzungsunsicherheiten verbunden. Sie können aber darauf achten, Ihre Schätzungen so genau wie möglich zu gestalten, indem Sie Ihre Schätzwerte möglichst genau auf Ihren Kontext angepasst wählen. So können Sie statt einem gesamtdeutschen Durchschnittsverbrauch von PKW auch den Durchschnittsverbrauch des von Ihnen genutzten PKW-Modells nutzen, um die Schätzunsicherheit zu reduzieren.
  • Modellunsicherheit bezieht sich auf die Unsicherheit, die mit den mathematischen Gleichungen (d.h. Modellen) verbunden ist, die zur Beschreibung der Beziehungen zwischen verschiedenen Parametern und Emissionsprozessen verwendet werden. Die Modellunsicherheit kann zum Beispiel durch die Verwendung eines falschen mathematischen Modells oder durch ungeeignete Eingaben in das Modell entstehen. Wählen Sie also stets das Modell, das am besten zum Kontext Ihrer Aktivitäten passt. Hinweise und aktuellste Entwicklungen dazu finden sich in sektorspezifischen Handreichungen zur Erstellung von THG-Inventaren.
  • Die Parameterunsicherheit bezieht sich auf die Unsicherheit, die mit der Quantifizierung der Parameter verbunden ist, die als Eingaben (z.B. Tätigkeitsdaten und Emissionsfaktoren) in Schätzmodelle verwendet werden. Parameterunsicherheiten können durch statistische Analysen, Präzisionsbestimmungen von Messgeräten und Expertenurteile bewertet werden. Die Quantifizierung der Parameterunsicherheiten und die anschließende Schätzung der Quellenkategorie-Unsicherheiten auf der Grundlage dieser Parameterunsicherheiten wird das Hauptaugenmerk der Unternehmen sein, die sich dafür entscheiden, die Unsicherheit in ihren Emissionsinventaren zu untersuchen.