Erkenntnisse aus der Fachkonferenz Innovate4Climate 2025

Fachliche Impulse und aufschlussreiche Gespräche

Plenarsitzungen und technische Workshops zu CO₂-Bepreisung und Marktmechanismen als auch der bilaterale Austausch unter den Teilnehmenden charakterisieren die internationale Veranstaltung.


Unter dem Motto „Harnessing Carbon Markets and Carbon Pricing for Smarter Development and Stronger Economies“ fand die diesjährige Innovate4Climate (I4C) vom 10. bis 12. Juni 2025 im spanischen Sevilla statt. Die Fachkonferenz versammelte über 500 führende Akteure aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, um die Rolle von CO₂-Bepreisung, Kohlenstoff-Infrastruktur und Kohlenstoffmärkten als zentrale Instrumente für nachhaltige Entwicklung und eine starke Wirtschaft zu diskutieren.

Ein Ort für Austausch, Entwicklung und Wandel

Die I4C wurde erstmals im Jahr 2017 durchgeführt und wird seither jährlich von der Weltbankgruppe veranstaltet. Die deutsche und die spanische Regierung unterstützen den Kongress in Partnerschaft mit der International Carbon Action Partnership (ICAP) und der International Emissions Trading Association (IETA). Die I4C hat zum Ziel, den öffentlichen und den privaten Sektor zusammenzubringen, um innovative Klimalösungen in den Bereichen Finanzen, Märkte, Politik und Technologie voranzutreiben. Dieses Jahr fand der Kongress im Barceló Sevilla Renacimiento Convention Center statt, unweit der prächtigen Altstadt von Sevilla.

Ich nahm im Auftrag der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima teil und war sehr gespannt auf das abwechslungsreiche Programm, bestehend aus Plenarsitzungen, Podiumsdiskussionen, Workshops und Roundtables.

Florian Eickhold (Climate Finance and Environmental Markets Expert), Sina Brod (Leiterin Forschung und Beratung) und Dr. Sebastian Lenz (PEK Future Camp) (v.l.)

Auch im vergangenen Jahr war ich gemeinsam mit Kolleg:innen vor Ort. Neben spannenden Gesprächen an unserem Ausstellerstand hatte die Stiftung 2024 ein eigenes Panel organisiert, das die Rolle des privaten Sektors im freiwilligen Kohlenstoffmarkt in den Mittelpunkt stellte. Es war interessant, nun ein Jahr später zu sehen, wie sich viele der damals angesprochenen Themen weiterentwickelt haben – etwa die Frage nach Glaubwürdigkeit der Kohlenstoffprogramme.

Marktmechanismen als Hebel für Transformation

Bereits zur Eröffnung setzte Hania Dawood, Manager Climate Finance & Economics bei der Weltbankgruppe, den Rahmen: Sie verwies auf marktbasierte Instrumente, die Staaten bei der Erreichung ihrer Klimaziele in den jeweiligen Sektoren unterstützen können. Insbesondere sei der Fokus auf die Mobilisierung von Klimafinanzierung durch die Skalierung der Kohlenstoffmärkte zu legen, um so Entwicklung und Wirtschaft intelligent miteinander zu verzahnen, so Dawood.

Spannende Panel auf der I4C.

Auch Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit, begrüßte die Teilnehmenden und betonte die zentrale Rolle der I4C als Plattform zur Weiterentwicklung wirkungsvoller Instrumente zur Bekämpfung des Klimawandels. Dabei hob er hervor, dass es nicht nur darum gehe, Emissionen zu senken, sondern Klima- und Umweltziele sinnvoll miteinander zu verknüpfen, um nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Ein wesentliches Ziel sei es, durch CO₂-Bepreisung und marktbasierte Ansätze zusätzliche Einnahmen für Unternehmen zu generieren, die wiederum in fortschrittliche, klimafreundliche Technologien reinvestiert werden könnten. Flasbarth verwies in diesem Zusammenhang auf den in Europa bevorstehenden Start des Emissionshandelssystems 2 (ETS 2), das künftig die Bereiche Gebäude und Verkehr umfasst und damit einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung sektorübergreifender Klimapolitik darstellt.

Besonders erfreulich sei, dass auch Länder wie Brasilien konkrete Schritte in Richtung CO₂-Bepreisung unternähmen und aktuell großes Interesse an der Einführung eines nationalen Emissionshandelssystems zeigten. Dies unterstreiche den globalen Trend hin zu marktbasierten Klimaschutzinstrumenten.

Qualität sichern, Vertrauen stärken: Neue Standards im Kohlenstoffmarkt

Gleichzeitig machte Flasbarth deutlich, dass aus den Erfahrungen mit dem Clean Development Mechanism (CDM) Lehren gezogen werden müssten. Wiederholungen früherer Fehler gelte es zu vermeiden. Entscheidend sei es, neue Benchmarks für Qualität und Integrität im Kohlenstoffmarkt zu setzen, wie sie durch den Paris Agreement Credit Mechanism (PACM) bereitgestellt werden. Nur durch die Sicherstellung hoher Standards könne das Vertrauen in marktbasierte Klimaschutzinstrumente langfristig gestärkt werden.

Diese Qualitätsanforderung gelte ausdrücklich auch für Emissionsreduktionen im freiwilligen Kohlenstoffmarkt (VCM). Flasbarth unterstrich, dass alle dort generierten Emissionsreduktionen ebenfalls unter PACM registriert und auf ihre Qualität hin überprüft werden sollten, um Transparenz, Wirkung und Glaubwürdigkeit zu sichern. Unser Infosheet zu Artikel 6 und dem PACM finde Sie hier.

Der Privatsektor spielt eine Schlüsselrolle bei der Skalierung und Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen, insbesondere durch die Nutzung und Weiterentwicklung von Kohlenstoffmärkten. Darüber informieren wir in unserem aktuellen Infosheet „Private Klimafinanzierung im globalen Süden“. Die Gaststaaten aus Ländern Südamerikas oder Afrikas, die ebenfalls Repräsentant:innen zur I4C entsendeten, berichteten vom Aufbau ihrer staatlichen Strukturen für ihr aktives Mitwirken und der Umsetzung des PACM. Deutschland unterstützt neben anderen Industrienationen den Kapazitätsaufbau, um die Gaststaaten durch Beratung und Wissen gezielt zu fördern.

Marktmechanismen als Hebel für Transformation

Sina Brod und Mitarbeiterinnen des PEK ClimatePartner

Ein Highlight war die Youth4Innovation-Initiative, die junge Klima-Innovator:innen einlud, gemeinsam mit Unternehmen und Wissenschaft neue Lösungen für Arbeitsplätze, Resilienz und Investitionen zu entwickeln. Der Workshop wurde von Connect4Climate durchgeführt, einer Organisation der Weltbankgruppe, die auch vom Bundesministerium für wirtschaftliche zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt wird. 

Vor dem Hintergrund, dass in den kommenden zehn Jahren über eine Milliarde junge Menschen im globalen Süden ins erwerbsfähige Alter kommen, wurde deutlich, wie wichtig es ist, sie frühzeitig in Transformationsprozesse einzubeziehen. Die Youth4Innovation-Initiative bringt junge Ideen mit unternehmerischer Praxis zusammen. So entstehen spannende neue Ansätze für nachhaltige Beschäftigung, wirtschaftliche Teilhabe und langfristige Entwicklung.

Sina Brod, Dr. Injy Johnstone (Oxford Net Zero Initiative, University of Oxford), Pasi Rinne (The New Sustainability Company Oy) und Simon Pflüger (Climate & Company) (v.l.)

Auf dem sogenannten „Markt der Möglichkeiten“ luden Anbieter:innen von Klimaschutzlösungen zum Kennenlernen ein – so auch einige Partner:innen für Entwicklung und Klima der Stiftung. Deshalb war es umso besser, bekannte Gesichter wiederzusehen und sich mit ihnen über die aktuellen Marktentwicklungen rund um den PACM auszutauschen.

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