Rund 1.600 Teilnehmer:innen aus mehr als 100 Ländern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft kamen während der Hamburg Sustainability Conference (HSC) 2025 zusammen, um die wichtigsten globalen Herausforderungen zu diskutieren, die wir die verbleibenden fünf Jahre bis zur Zielmarke der Agenda 2030 aktiv angehen müssen. Die Agenda 2030 wurde von den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen als gemeinsamer Orientierungsrahmen verabschiedet. Sie bündelt mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung zentrale globale Herausforderungen – von Armutsbekämpfung über Klimaschutz bis hin zu gerechter Bildung. Doch viele Indikatoren zeigen, dass wir beim Erreichen dieser Ziele hinter dem Zeitplan zurückliegen. Gerade in den Bereichen Gleichstellung, Biodiversität und Emissionsminderung bleiben die Fortschritte punktuell und ungleich verteilt. Umso entscheidender ist es, in den verbleibenden Jahren nicht nur Strategien weiterzuentwickeln, sondern konkrete Umsetzungen ins Zentrum zu stellen.
Auf der HSC wurden Ideen und Lösungen entwickelt, die in weitere internationale Prozesse wie die nächste Klimakonferenz (COP30) in Brasilien im November weiter eingebracht werden sollen. Ich habe mich gefreut, die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima bei der HSC 2025 zu repräsentieren, im Austausch mit vielen Akteuren zu diskutieren, zu lernen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit für die weitere Zukunft zu entwickeln. Es war ein Gefühl der Gemeinschaft – zukunftsorientiert, auf Augenhöhe zwischen dem globalen Süden und dem globalen Norden, ganz im Sinne der Stiftungsarbeit!
Die Wirtschaft der Zukunft gestalten: Investitionen in die Natur zahlen sich aus
Die wirtschaftliche Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz bietet weltweit enorme Möglichkeiten, von denen heutige und künftige Generationen durch verbesserte Gesundheit, Lebensgrundlagen und Wirtschaft profitieren werden. So können Wiederaufforstung und die Regenerierung von Böden bis zu 30 Prozent des für die Erreichung der Klimaziele erforderlichen CO2 absorbieren.

Auch Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz, zur Nutzung erneuerbarer Energien oder zur nachhaltigen Ressourcennutzung leisten zentrale Beiträge zum Klimaschutz. Sie vermeiden Emissionen direkt an der Quelle, senken langfristig den Energiebedarf und machen Gemeinden unabhängiger von fossilen Strukturen. Gleichzeitig fördern sie wirtschaftliche Teilhabe, technologische Innovation und schaffen neue Perspektiven vor Ort. Hier bietet der freiwillige Kohlenstoffmarkt und qualitativ hochwertige Klimaschutzprojekte im globalen Süden Möglichkeiten für transformativen und langfristigen Klimaschutz mit Entwicklungsnutzen. Diese Projekttypen unterstützen nicht nur die Reduktion von Treibhausgasen, sondern schaffen vielfache Co-Benefits – etwa durch den Schutz von Biodiversität, Einkommenssicherung oder Bildungsangebote für lokale Gemeinschaften. In Anbetracht der zu bewältigenden globalen Klimaherausforderung, ist es unvermeidlich, dass die Finanzmittel des Privatsektors ein wichtiger Teil der Lösung für die Erreichung der Ziele des Übereinkommens von Paris werden. Eine neue Generation von NDCs (NDC 3.0) sollen Dekarbonisierung, Nachhaltigkeitsanreize und Kohlenstoffmärkte vorantreiben.
Während der Panels und Diskussionen wurde klar, welche entscheidende Rolle den Ländern des globalen Südens zukommt, wenn es darum geht zu zeigen, wie man Emissionen senken, Widerstandsfähigkeit aufbauen und gleichzeitig die Entwicklungsprioritäten weiter vorantreiben kann.
Mobilisierung von privaten Investitionen wird entscheidend vorangetrieben
In vielen Diskussionen mit Unterstützer:innen der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima tauschen wir uns darüber aus, wie mehr Investitionen in Klimaschutzprojekte im globalen Süden ermöglicht werden können. Die Notwendigkeit und die Dringlichkeit CO2, zu vermeiden und zu reduzieren und Klimaschutzmaßnahme zu skalieren, sind für alle klar, allerdings fehlen oftmals die richtigen Incentives und Rahmenbedingungen für Unternehmen und weitere Akteure, um Klimaschutzstrategien wirksam und langfristig umzusetzen.
Begrüßenswert sind Initiativen, die Finanzierungslücke zur Erreichung der globalen Entwicklungs-, Klima- und Biodiversitätsziele zu schließen. Durch die Mobilisierung von privatem Kapital in großem Umfang durch standardisierte Blended-Finance-Lösungen trägt die Initiative dazu bei, nachhaltige Investitionen in den Schwellenländern zu fördern. Solche Modelle setzen auf die gezielte Kombination von öffentlichen und privaten Geldern, um Investitionen auch dort möglich zu machen, wo klassische Märkte versagen. Durch Standardisierung, Risikominimierung und Partnerschaften mit lokalen Akteuren lassen sich Skaleneffekte erzeugen, die für viele Transformationsvorhaben entscheidend sind. Die HSC 2025 bot ein Momentum, um das Erreichte zu reflektieren und weitere Akteure aus der Privatwirtschaft zu mobilisieren Siehe auch: https://scaledevelopment.org
Zugang zu nachhaltiger künstlicher Intelligenz (KI) weltweit
Zu viele Menschen auf der Welt haben nach wie vor keinen Zugang zu den Vorteilen der digitalen Innovation. Technologische Innovationen – von künstlicher Intelligenz über nachhaltige Mobilitätslösungen bis hin zu grüner Infrastruktur – wurden als entscheidende Hebel für eine zukunftsfähige Wirtschaft während der HSC 2025 hervorgehoben.

Als Projektverantwortliche für Entwicklungsprojekte im globalen Süden durfte ich die positive Macht von KI feststellen, die Daten zu bevorstehenden Dürren oder Fluten weltweit analysieren kann. Dieses Wissen ermöglichte es uns, gezielte Maßnahmen vor dem Eintritt der bevorstehenden Klimakatastrophen umzusetzen und so Menschenleben zu retten.
Die Auswirkungen der KI auf die ökologische Nachhaltigkeit nehmen rapide zu – von der Wasseroptimierung über die landwirtschaftliche Produktivität bis hin zu Klima- und Wettervorhersagemodellen – und werden sowohl in den Entwicklungsländern als auch in den Industriestaaten zu neuen Möglichkeiten führen. Doch der Zugang zu solchen Technologien ist global ungleich verteilt. In vielen Regionen des globalen Südens fehlen grundlegende digitale Infrastrukturen, stabile Datenquellen und die personellen Kapazitäten, um künstliche Intelligenz sinnvoll in bestehende Frühwarnsysteme oder Planungsprozesse einzubinden. Um das Potenzial wirklich nutzen zu können, braucht es gezielte Investitionen in digitale Systeme, Schulungen vor Ort und eine stärkere Einbindung lokaler Akteur:innen. Die digitale Ungleichheit bremst nicht nur Innovation, sie wirkt sich auch auf politische Teilhabe, wirtschaftliche Chancen und gesellschaftliche Resilienz aus. Dies sind spannende Themen, die ich gerne weiterverfolgen werde. Die Konferenz betonte, dass der ökologische Fußabdruck neuer Technologien – insbesondere der KI – reguliert und gleichzeitig ihr Potenzial für Klima- und Umweltlösungen genutzt werden muss. Die „Hamburger Erklärung zur verantwortungsvollen KI“ legt wichtige Punkte für die gemeinsame Nutzung von KI fest. Auch dies ist eine essenzielle Errungenschaft der HSC 2025. Siehe auch: https://www.bmz-digital.global/en/news/hamburg-declaration-on-responsible-ai/
In Zeiten politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit ist Zusammenarbeit ein wichtiges Gut
In den letzten zehn Jahren hat der existenzielle Vorstoß in Richtung Nachhaltigkeit von einer außergewöhnlichen, aber relativ stillen „Koalition der Willigen“ profitiert, die den privaten und den öffentlichen Sektor, sowie multilaterale Entscheidungsträger zusammengebracht hat: Unternehmerische Innovation und öffentliche und private Investitionen in grüne Technologien haben den nachhaltigen Wandel vorangetrieben und weltweit Arbeitsplätze, Lebensgrundlagen und Einkommen geschaffen.
In Zeiten geopolitischer Spannungen, wirtschaftlicher Unsicherheit und wachsender sozialer Ungleichheit wird Nachhaltigkeit zum verbindenden Element globaler Zusammenarbeit. Die Erkenntnis, dass Umwelt-, Klima- und Entwicklungsziele sich gegenseitig bedingen, hat sich auf der Hamburg Sustainability Conference klar durchgesetzt.

„Die großen Herausforderungen unserer Zeit können wir nur gemeinsam bewältigen – denn wir sind voneinander abhängig. Kriege, Pandemien und die Klimakrise machen an Grenzen nicht halt.“
— Reem Alabali Radovan, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
In seiner Eröffnungsrede am zweiten Tag der Konferenz bestätigte Vizekanzler Lars Klingbeil, dass in diesen Zeiten keine Krise ohne die Zusammenarbeit der Länder des globalen Südens und des globalen Nordens gelöst werden könne. „Deshalb wollen wir einen neuen, partnerschaftlichen Dialog etablieren.”
Fazit
Die Hamburg Sustainability Conference 2025 hat einmal mehr gezeigt, wie eng globale Zusammenarbeit, technologische Innovation und nachhaltige Entwicklung miteinander verknüpft sind. Wer heute über Klimaschutz spricht, muss auch über strukturelle Gerechtigkeit, Finanzierungslücken und digitale Teilhabe reden. Für die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima heißt das: Verbindungen sichtbar machen, Austausch ermöglichen und Unterstützer:innen auf dem Weg zu wirksamen Lösungen begleiten – im Dialog mit Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Die kommenden Jahre sind entscheidend. Umso wichtiger, dass Räume wie die HSC entstehen, in denen konkrete Ideen auf offene Ohren treffen und gemeinsame Verantwortung greifbar wird.