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Projektbesuch in Kambodscha

Wie hochwertige Projekte Leben und Umwelt verändern

Im November 2024 habe ich für die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima zwei verschiedene Projekte in Kambodscha besucht und konnte Menschen, Projekte und Lösungen kennenlernen, die gleichzeitig das Leben verbessern und zum Klimaschutz beitragen. Neben einem Projektbesuch in Siem Reap führte mich meine erste Station nach Sihanoukville, einer Hafenstadt am Golf von Siam, die für ihre Strände bekannt ist – und leider auch für die Herausforderung durch Plastikmüll.

Plastikmüll: Ein großes Problem mit innovativen Lösungen

An den Straßenrändern und Stränden von Sihanoukville findet sich viel Plastikabfall, der vom Regen in Flüsse und schließlich ins Meer gespült wird. Obwohl es eine Müllabfuhr gibt, bleibt sie für viele Menschen unerschwinglich oder ist in abgelegeneren Gebieten schlichtweg nicht verfügbar. Wilde Müllkippen, die oft angezündet werden, sind die Folge und belasten das Klima zusätzlich.

Hier lernte ich die Arbeit von TONTOTON, einer Partnerorganisation von ClimatePartner Impact, kennen.
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TONTOTON Projekt in Kambodscha

Ihr Ansatz ist sehr wirkungsvoll: Menschen werden dafür bezahlt, Plastikmüll zu sammeln, der sonst niemanden interessiert. „Wir lassen nichts und niemanden zurück“, erklärte mir Loemchou Say, die Projektmanagerin von TONTOTON in Kambodscha vor Ort.

Eine doppelte Wirkung

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Sodavy Mok trennt in ihrem Haushalt Plastik

Dieses Prinzip hat gleich zwei Vorteile: Es reduziert die Umweltverschmutzung und bietet vielen Menschen – vor allem Frauen – eine zusätzliche Einkommensquelle. Sodavy Mok betreibt ein kleines Ladengeschäft in einem am Bahndamm gelegenen Stadtteil und erzählte mir, dass sie durch das Sammeln von Plastik flexibel ihr Einkommen verbessern kann. Das Geld nutzt sie u.a., um die Schulgebühren für ihre 16-jährigen Zwillinge zu zahlen.

Was passiert mit dem Plastik?

Das gesammelte Plastik wird entweder recycelt oder sinnvoll entsorgt. Besonders kreativ fand ich die Verwendung von PET-Flaschen-Deckeln, aus denen farbenfrohe Platten für Möbel oder Wandverkleidungen entstehen.

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Abfallmanagement als Schlüssel zur Unterstützung der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs)

Beeindruckt hat mich auch ein Besuch in einem Gemeinschaftszentrum der NGO M´Lop Tapang, dessen Gebäude bunte Wände hat, die vollständig aus recyceltem Plastik bestehen. Das Gebäude schützt in der Regenzeit besonders gut, und ist zudem eine Art Symbol für nachhaltige Lösungen. Es dient u.a. als Ort für Umweltbildung und bietet Kindern die Möglichkeit, mehr über Mülltrennung und Recycling zu lernen.

Biogas mit zahlreichen Benefits

Nach Sihanoukville führte mich meine Reise ins Landesinnere nach Siem Reap, wo ich mit Kolleg:innen des National Biodigester Programme (NBP), einer Partnerorganisation des FairClimate Fund, Bäuerinnen und Bauern besuchte. Hier konnte ich erfahren, wie Biogas die Lebensqualität von Familien in ländlichen Gebieten verbessert.

Sokkha Thouk beim Befüllen der Biogasanlage
Sokea Khon beim Pflanzenanbau

In einem kleinen Dorf zeigte mir Sokkha Thouk, der mit seiner Frau und zwei Kindern im Dorf Shret Keul lebt, die 4-m3 kleine Biogasanlage, die er mit dem Dung seiner Kühe befüllt. Die beiden haben sich auf ökologischen Pflanzenanbau spezialisiert. Mit dem Dung ihrer sechs Kühe befüllen sie die Anlage. Nach einem Gärprozess von vierzig Tagen entsteht Biogas, das in die Küche geleitet wird.

Der Unterschied zu traditionellen Kochmethoden mit Holz oder Holzkohle war sofort spürbar: keine Rauchschwaden, keine rußigen Wände. Der weitere Nutzen der Anlage ist der der sogenannte Bio-Schlamm, den die Familie als natürlicher Dünger auf den Feldern einsetzt und der die Erträge steigert – und damit auch das Einkommen der Familie.

Das Biogas wird unter anderem zum Kochen genutzt

Außerdem habe ich Laron im Ort Kouk Doung in der Provinz Siem Reap getroffen, der mit seiner Frau und drei Kindern sowie seinem älteren Bruder zusammenlebt. Er bietet mit seiner Frau Kochkurse für Tourist:innen an und betreibt Landwirtschaft. Ihm gefällt besonders gut an den Biogasanlagen der Bio-Dünger und die Sauberkeit, kocht seine Frau doch drei Mahlzeiten pro Tag mit Biogas.

Auch Laron und seine Frau kochen mit Biogas

Auch die finanzielle Situation der Familie hat sich verbessert, seit er den biologischen Dünger nutzt und keinen chemischen Dünger mehr kauft. Für das Kochen hat er zuvor Holz gesammelt und durchschnittlich zehn Tage pro Jahr darauf verwandt, schließlich musste er das Holz hacken und nach der Regenzeit auch trocknen. Das hat ihn durchschnittlich eine Stunde pro Tag gekostet – auch hier eine Zeitersparnis, die ihm die Biogasanlage bringt.

Das Programm schult außerdem Bäuerinnen und Bauern, unterstützt lokale Unternehmen und fördert den Bau hochwertiger Biogasanlagen. Die Finanzierung erfolgt unter anderem durch den Verkauf von CO₂-Zertifikaten.

Fazit

Die Reise nach Kambodscha hat mir deutlich vor Augen geführt, wie viel Potenzial in innovativen Projekten steckt. Sowohl der Einsatz von Biogasanlagen als auch Müllmanagement lösen akute Umweltprobleme und verbessern auch die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort immens. Es war großartig zu sehen, wie engagiert die Partnerorganisationen vor Ort sind – und wie wichtig es ist, sie in ihrer Arbeit zu unterstützen. Denn durch die Finanzierung von nachhaltigen Klimaschutzprojekten können wir einen essenziellen Beitrag leisten und Entwicklung und Klima fördern.

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