Neue Perspektiven und vertiefte Einblicke

Mein Praktikum bei der Stiftung

Ein Praktikum bietet Einblicke in das Arbeitsleben einer Organisation – und die besten Praktika bieten neue Perspektiven und erweitern die Denkweise des Praktikanten oder der Praktikantin zu einem bestimmten Thema. Obwohl ich mich schon seit einigen Jahren aktiv mit Klima- und Entwicklungsthemen beschäftige – zum Beispiel in meinem früheren Beruf als Lehrer und durch das Lesen akademische Studien – kann ich mit Sicherheit sagen, dass mein Praktikum bei der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima mir neue Sichtweisen eröffnet hat. Wie nicht anders zu erwarten, hat sich auch mein Verständnis des Klimawandels bereichert, da das Praktikum neue Blickwinkel auf die Herausforderungen eröffnet hat.

Aber auch in anderer Hinsicht habe ich neue Perspektiven gewonnen: zum Beispiel in Bezug auf die unterschiedlichen Bedeutungen des Ziels 13 für nachhaltige Entwicklung, „Climate Action“, SDG 13. Bei Rechercheaufgaben habe ich auch viel über eine breite Palette innovativer Nachhaltigkeitslösungen gelernt. Schließlich erhielt ich einen Einblick in die verschiedenen Fähigkeiten, die das Team benötigt, um den Auftrag der Stiftung erfolgreich umzusetzen. In diesem Blogartikel möchte ich auf die verschiedenen Aspekte eingehen, die mein Praktikum zur Erweiterung meiner Perspektiven beigetragen hat.

Der Klimawandel als dorniges, vielschichtiges Problem

Ich begann mein Praktikum kurz nach Abschluss meines Masterstudiums in Klimawandel und Entwicklung an der SOAS University of London. Dieser Masterstudiengang war sehr umfangreich und umfasste Themen wie kohlenstoffarme Entwicklung, urbane Nachhaltigkeit, das UNFCCC als Governance-Institution und die Finanzierung von klimabedingten Verlusten und Schäden. Ich ging davon aus, dass mein Masterstudium eine gute Vorbereitung für mein Praktikum sein würde; es wurde jedoch klar, dass es viele Aspekte des Klimawandels gab, die nicht Teil meines Studiums gewesen waren. Das soll keine Kritik an meinem Studiengang sein: Der Klimawandel ist ein so komplexes Problem, dass selbst ein zweijähriger Masterstudiengang keinen vollständigen Überblick geben kann.


Einer der Schwerpunktbereiche der Stiftung ist der freiwillige Kohlenstoffmarkt, und ich habe mich hier schnell einarbeiten können. Meinen ersten persönlichen Kontakt mit der Arbeit der Stiftung hatte ich auf der Jahreskonferenz im Oktober letzten Jahres, und in vielerlei Hinsicht war dies ein idealer Einstieg. Ich hatte die Gelegenheit, renommierte Expert:innen wie die damalige Bundesministerin Svenja Schulz vom BMZ und Dr. Susanne Dröge vom Umweltbundesamt über die Rolle privater Finanzierungen im Kampf gegen den Klimawandel sprechen zu hören. Außerdem konnte ich einen Eindruck davon gewinnen, was es bedeutet, Unterstützer:in der Allianz für Entwicklung und Klima zu sein.

Dr. Susanne Dröge (Unweltbundesamt, rechts) in einer Podiumsdiskussion mit Christian Krämer (KfW, links) und Dirk Steffens (Botschafter der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima, Mitte) auf der Jahreskonferenz im vergangenen Oktober.

Bei meinen Recherchen über den freiwilligen Kohlenstoffmarkt bin ich auf eine Reihe von Meinungen und Perspektiven gestoßen. Einige davon waren überzeugend, aber andere schienen unfair kritisch zu sein, zum Beispiel mit dem Argument, dass es beim freiwilligen Kohlenstoffmarkt um einen Ausgleich für Emissionen und nicht um eine Änderung des Verbraucherverhaltens geht. Das mag zwar stimmen, aber ich denke, dieses Argument ist ein Beispiel für den „Strohmann“-Trugschluss, bei dem eine imaginäre Position diskreditiert wird, die eigentlich niemand vertritt. Schließlich behauptet niemand, dass der freiwillige Kohlenstoffmarkt ein Allheilmittel oder „die alleinige Lösung“ für die Klimakrise ist. 

Die Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, sind sich darüber im Klaren, dass der Kohlenstoffmarkt ein Teil der Bekämpfung des Klimawandels ist. Auch die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima setzt sich dafür ein, dass der freiwillige Kohlenstoffmarkt immer im Zusammenhang mit umfassenden Klimaschutzstrategien gedacht wird – insbesondere mit Priorität auf Vermeidung, Emissionsreduktion und qualitativ hochwertigen Projekten, die zusätzlich Entwicklungsziele fördern.


Der Klimawandel ist ein so heikles Problem, dass es unrealistisch ist, eine einzige Lösung zu erwarten. Der Kohlenstoffmarkt muss eine Rolle spielen, aber natürlich sind auch andere Ansätze erforderlich. Dies sollte nicht zu einem übermäßigen Zynismus gegenüber den Kohlenstoffmärkten führen. Auch Änderungen des Lebensstils spielen eine Rolle, wenn es darum geht, die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden. Es wäre jedoch unfair, eine Organisation, die sich auf die Vermeidung von Lebensmittelabfällen konzentriert, dafür zu kritisieren, dass sie sich nicht darauf konzentriert, wie unvermeidbare Emissionen in der Lebensmittelindustrie kompensiert werden können – das ist nicht Teil ihres Zwecks. Ebenso wäre es verkürzt, den freiwilligen Kohlenstoffmarkt auf reine Kompensation zu reduzieren – viele Projekte bringen messbare Co-Benefits in Bereichen wie Gesundheit, Bildung oder Energiezugang mit sich. Die Kohlenstoffmärkte gehen einen Teil des Problems an und sollten nicht dafür kritisiert werden, dass sie kein Allheilmittel sind. Um eine Analogie zu bemühen: Ein Haartrockner sollte nicht schlecht bewertet werden, nur weil er keine Zahnputzfunktion hat.


Eine weitere Kritik am freiwilligen Kohlenstoffmarkt, auf die ich gestoßen bin, lautet, dass bestimmte Projekte in der Vergangenheit nicht den erwarteten oder erhofften Beitrag geleistet haben. Auch das ist richtig, aber auch hier kann man nicht von einer fairen Kritik am freiwilligen Kohlenstoffmarkt als Ganzem sprechen. Der freiwillige Kohlenstoffmarkt mag nicht perfekt sein, aber wenn wir uns auf perfekte Lösungen beschränken, müssen wir auf vieles verzichten, was gut ist. Auch erneuerbare Energien sind keine perfekte Lösung: Natürlich gibt es in einer Reihe von Fällen soziale und ökologische Bedenken. Im Großen und Ganzen ist diese Technologie jedoch gut für unseren Planeten, wenn sie effektiv eingesetzt wird. Gleiches gilt für den freiwilligen Kohlenstoffmarkt: Wenn hochwertige Standards und entwicklungsfördernde Wirkungen sichergestellt sind, kann er zu einem wirkungsvollen Bestandteil internationaler Klimaschutzstrategien werden. Die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima stellt hierzu Leitfäden, Infosheets und Studien bereit, die Kriterien für hochwertige Projekte sowie deren Entwicklungsnutzen und Klimawirkung verständlich aufbereiten. Auch wenn der freiwillige Kohlenstoffmarkt kein perfekter Mechanismus ist, so hat er doch das Potenzial, eine sehr positive Wirkung zu erzielen, und es wäre unklug, ihn aufgrund seiner Unvollkommenheiten außer Acht zu lassen.

Die verschiedenen Bedeutungen von SDG 13

Das Nachhaltige Entwicklungsziel 13 der Vereinten Nationen ist „Climate Action“, ein Begriff, der eine Reihe von Bildern in den Sinn bringt. Vielleicht ist das erste Bild, das vielen Menschen in den Sinn kommt, das einer Klimademonstration – und das kann eine wichtige Form des Klimaschutzes sein. Vielleicht ist auch das Bild von Solaranlagen oder Windrädern in den Köpfen vieler Menschen eng mit Klimaschutz verbunden.


Durch meine Zeit bei der Stiftung hat sich jedoch die Zahl der Bilder, die ich mit Klimaschutz verbinde, vervielfacht, und deshalb möchte ich einige davon teilen, gerade weil es vielleicht nicht die offensichtlichen, bekannten Beispiele für Klimaschutz sind. Zu diesen „verborgenen Seiten“ des Klimahandelns gehört für mich nun auch der Besuch meiner Kollegin Vera Bünte in einem Biogasanlagen-Projekt in Kambodscha (siehe Blogartikel). Dabei wird der Dung der Kühe, die von Kleinbäuerinnen und -bauern gehalten werden, in einer Anlage in Gas umgewandelt, das zum Kochen verwendet werden kann, wodurch sowohl Kohlenstoffemissionen als auch finanzielle Kosten eingespart werden. Das Projekt wird vom National Biodigester Programme koordiniert, einer Partnerorganisation des FairClimate Fund, einem Partner für Entwicklung und Klima der Stiftung.

Meine Recherchen über die Partner:innen für Entwicklung und Klima haben viele weitere Beispiele für qualitativ hochwertige Klimaschutzmaßnahmen ergeben, so viele, dass es schwer ist, ein bestimmtes herauszugreifen. Ein Projekt, das von First Climate koordiniert wird, erschien mir jedoch als besonders gutes Beispiel für ein Projekt mit sogenannten Co-Benefits, d.h. eines, das nicht nur SDG 13, sondern auch andere Entwicklungsziele anspricht. 

Vera Bünte und das Team des National Biodigester Programmes in Kambodscha

Bei diesem Projekt werden Brunnen in der Sub-Sahara Afrika wiederhergestellt, so dass die Menschen vor Ort Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Einige der Vorteile liegen auf der Hand, z. B. im Hinblick auf SDG 3, „Good Health and Well-Being“.

Andere sind weniger offensichtlich: Durch das Projekt werden Kohlendioxidemissionen vermieden, da die Menschen früher das Wasser abkochen mussten, um es trinkbar zu machen, und der damit verbundene Brennstoffverbrauch zu Emissionen geführt hätte. Das Projekt trägt auch zum SDG 5 „Gender Equality“ bei, da vor allem Frauen von einem verbesserten Zugang zu sauberem Wasser profitieren – Frauen sind in der Regel für die Beschaffung von Wasser für ihre Familien verantwortlich. Ein solches Projekt zahlt sich in vielerlei Hinsicht aus.

Sauberes Wasser durch die Reparatur von Brunnen zugänglich machen. Fotonachweis: First Climate

Eine faszinierende Vielfalt an innovativen Ansätzen zur Nachhaltigkeit

Ein wesentlicher Teil meiner täglichen Arbeit bei der Stiftung bestand darin, innovative Unternehmen und Organisationen kennenzulernen: entweder solche, die bereits Unterstützer:in sind, oder solche, die sich für einen Beitritt zur Allianz interessieren könnten. Das war ein Augenöffner: Ich habe über eine große Bandbreite von Ansätzen zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen oder zur Förderung der Nachhaltigkeit gelesen. Ich war zum Beispiel bisher davon ausgegangen, dass Erdöl für die Herstellung von Bitumen unerlässlich ist – bis das Start-up-Unternehmen B2Square während meines Praktikums der Allianz beitrat. Bitumen wird zum Beispiel im Straßenbau oder zur Abdichtung verwendet. Es wird üblicherweise aus Erdöl gewonnen, dessen Förderung, Verarbeitung und Nutzung mit erheblichen Treibhausgasemissionen verbunden ist. Dieses Unternehmen stellt ölfreies Bitumen her, das zudem Kohlendioxid speichert und wesentlich haltbarer ist als herkömmliches Bitumen – beeindruckend!


Die Dekarbonisierung des Bausektors stellt eine Reihe technischer Herausforderungen dar und erfordert eine Reihe innovativer Lösungen: Für die Gebäudedämmung hat Aerolight ein erdölfreies, recycelbares Silica-Aerogel-Granulat entwickelt, um die Dämmeffizienz zu optimieren und dadurch Kosten zu sparen und den Kohlenstoffausstoß zu verringern. Derartige technologische Innovationen spielen eine wichtige Rolle, wenn Deutschland die Klimaneutralität anstrebt.

Ein weiterer Unterstützer, RecyCoal, koordiniert Projekte zur Verbesserung der Bodenqualität durch den Einsatz von Biochar, das den zusätzlichen Vorteil hat, Kohlendioxid dauerhaft zu speichern. Ein weiteres Beispiel für eine innovative Nachhaltigkeitslösung, die Klima- und Entwicklungsziele verbindet, ist die Direkthandelsinitiative Climate Nuts. In Sierra Leone und Kamerun werden dabei Lebensmittelwälder angelegt, und Kund:innen können über die Website Nüsse und Gewürze direkt von Kleinbäuer:innen beziehen.


Es gibt natürlich noch viele weitere Beispiele für innovative Ansätze in der Unterstützerschaft des Allianz – wer mehr erfahren möchte, ist auf der Jahreskonferenz gut aufgehoben!

Vielfältiges Fachwissen

Als letztes Beispiel dafür, wie mein Praktikum meine Perspektive auf Entwicklungs- und Klimafragen erweitert hat, möchte ich beschreiben, was ich über die verschiedenen Arten von Fachkenntnissen gelernt habe, die für den Erfolg einer Entwicklungs- und Klimastiftung erforderlich sind. Da gibt es natürlich die fachlichen Expert:innen der Abteilung Forschung und Beratung der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima. Jahrelange Erfahrung und die Bereitschaft, sich über die neuesten regulatorischen Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten – und diese den Unterstützer:innen zu vermitteln – machen diese Abteilung aus. Dieser Bereich befasst sich besonders intensiv mit den sachlichen Aspekten von Klima und Entwicklung, ist jedoch nur ein Teil der Gesamtarbeit der Stiftung. Neben fachlichem Wissen sind zahlreiche weitere Kompetenzen und Erfahrungen für die tägliche Arbeit entscheidend.


Die professionelle Kommunikation der Stiftung mit Unternehmen, der Zivilgesellschaft und politischen Entscheidungsträgern wird durch die Detailarbeit meiner Kolleg:innen im Sekretariat untermauert. Hier wird jeder Vorgang sorgfältig geplant, jede Kommunikation geprüft und der reibungslose Ablauf der Stiftung insgesamt sichergestellt. Dafür braucht es einen Blick für´s Detail und das Engagement, hohe Standards zu halten.


Die Allianz ist ein Netzwerk, und als solches sind Veranstaltungen ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Stiftung. Ich habe das auf der Jahreskonferenz selbst erlebt, aber fast jede Woche veranstaltet die Stiftung irgendeine Art von Event, entweder online oder vor Ort. Damit dies reibungslos abläuft, findet hinter den Kulissen eine Menge sorgfältiger und durchdachter Arbeit statt. Ebenso professionell wird mit den Finanzen der Stiftung umgegangen.


In den beiden Abteilungen, in denen ich gearbeitet habe – Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit und Engagement & Partnerschaften – waren wiederum andere Fähigkeiten gefragt. Der Social-Media-Auftritt der Stiftung ist geprägt von informativen und ideenreichen Social-Media-Inhalten, für die ein kompetentes Verständnis für den Umgang mit Text und Bild erforderlich ist. Die Kommunikation der Stiftung, egal ob sie sich an unsere Unterstützer:innen oder an die breite Öffentlichkeit richtet, erfordert eine sorgfältige Rahmung, um das Wesentliche auf die richtige Weise zu vermitteln.


All dies hat mir gezeigt, dass Organisationen, die sich mit den Problemen des Klimawandels befassen, natürlich Sachkenntnis benötigen, aber auch eine ganze Reihe anderer Talente. Man muss kein Experte für Klimapolitik sein, um in einer Siftung zu den Themenbereichen Entwicklung und Klima zu arbeiten – wenn man motiviert ist, an der Lösung globaler Probleme mitzuarbeiten und eines der vielen Talente mitbringt, kann man seine Fähigkeiten in einer Organisation wie der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima hervorragend einsetzen.

Nächste Schritte

Die verschiedenen Ansätze zum Klimawandel bedeuten, dass es für mich persönlich ein paar verschiedene Optionen für meine Zeit nach dem Praktikum gibt. Einer meiner Forschungsschwerpunkte im Rahmen meines Masterstudiums war die Finanzierung von klimabedingten Verlusten und Schäden, und ich erwäge, dieses Thema im Rahmen eines Promotionsstudiums weiter zu verfolgen. Ich bin überzeugt, dass dieses Thema nur noch dringlicher werden wird, da die Auswirkungen des Klimawandels immer stärker spürbar werden. Ich habe die meiste Zeit meines Berufslebens als Lehrer an Sekundarschulen verbracht und bin daher besonders an der Möglichkeit interessiert, meine Lehrerfahrung mit meinem neu erworbenen Verständnis des Klimawandels zu kombinieren. In den nächsten Monaten möchte ich meine Erfahrungen durch ehrenamtliche Arbeit weiter ausbauen. Wie auch immer meine Zukunft aussehen wird, ich bin mir sicher, dass ich während meines Praktikums sehr hilfreiche Fähigkeiten entwickelt habe und mit großer Freude auf die sechs Monate bei der Stiftung zurückblicken werde.

Copyright: Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima

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