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Stellungnahme

28.11.2023

Die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima positioniert sich in dieser Stellungnahme zu der Kritik, die in der ZDF-Sendung frontal am 23.11.2023 gegenüber dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt (engl. Voluntary Carbon Market, VCM) geäußert wurde.

Die Hauptkritikpunkte des frontal-Beitrages richten sich gegen die Seriosität und Wirksamkeit von Waldschutzprojekten und -zertifikaten sowie die Vorgehensweise von Konzernen und Kompensationsanbieter:innen. Die Kritik bezieht sich auf ungenaue Berechnungsmethoden für Waldschutzprojekte, die zu einer systematischen Überbewertung der eingesparten Menge an CO2e durch die Projekte führten. Zur Folge habe dies, dass 90 Prozent der Waldschutzzertifikate keine klimafördernde Wirkung entfalteten. Außerdem stehen fehlende Kontrollmechanismen beim Kauf und Verkauf von Kompensationszertifikaten im Fokus. Die Anbieter:innen von Zertifikaten stellten den Profit durch den Verkauf eigener Siegel über die tatsächlichen Ambitionen der Unternehmen nachhaltiger zu werden und trügen so zum Greenwashing bei. Ein letzter Kritikpunkt betrifft Kompensationszertifikate aus nationalen Projekten wie der Wiedervernässung von Mooren.

Als unabhängige Institution im VCM greift die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima diese Kritikpunkte auf und ordnet sie ein, damit der wichtigen Thematik der privaten Klimafinanzierung Sorge getragen wird.

So ist an erster Stelle zu differenzieren, dass sich die im Beitrag geäußerte Kritik insbesondere gegen den Handel mit Zertifikaten aus Waldschutzprojekten richtet. Die Berichterstattung ist sehr selektiv und lässt die Vielzahl anderer Projekttypen unbeachtet. Das verleitet dazu, die Risiken in Hinblick auf Waldschutzprojekte zu generalisieren und auf andere Projekttypen zu übertragen. Die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima hat zusammen mit der Carbon Credit Quality Initiative (CCQI) Factsheets veröffentlicht, die die Stärken und Schwächen verschiedener Projekttypen herausstellen.

Zweitens ist auf die dringende Notwendigkeit privater Klimafinanzierung hinzuweisen. Öffentliche Gelder allein reichen nicht aus, um die notwendige nachhaltige Transformation herbeizuführen. Die freiwillige Förderung qualitativ hochwertiger Projekte stellt daher eine Chance dar, gegen die fortschreitende Klimakrise vorzugehen. Problematisch ist also nicht die private Klimafinanzierung bzw. der Zertifikatehandel selbst, sondern lediglich die Praktiken einiger Akteur:innen im freiwilligen Kohlenstoffmarkt. Daher bedarf es einer besseren Regulierung in Form eines transparenten Regelwerks. Zudem ist eine reflektierte Sichtweise geboten.

Der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima sind die Unsicherheiten des VCM bewusst und bekannt. Sie verfolgt das Ziel, in dem komplexen Themenbereich zu informieren und Unternehmen auf dem Weg der Transformation für eine robuste Klimaschutzstrategie und für qualitativ hochwertige Ausgleichsprojekte zu sensibilisieren. So hat sie beispielsweise ein Infosheet und ein FAQ-Dokument zum Thema Waldschutzprojekte veröffentlicht, die öffentlich zugänglich sind und als Orientierung dienen können. Schließlich ist Waldschutz auch ein wichtiger Bestandteil des Klimaschutzes. Nicht nur sind Wälder natürliche Kohlenstoffsenken, sondern sie tragen zu einem funktionierenden Ökosystem bei, verbessern die Bodenqualität und somit die Ernährungssicherheit der lokalen Bevölkerung und eröffnen nachhaltige Einkommensquellen. Risiken, die bei diesem Projekttyp im Rahmen eines Klima- oder Emissionsneutralität-Claims bestehen, können perspektivisch durch die Finanzierung eines Projektes mit einem sog. „Contribution Claim“ (CC) minimiert werden.

Des Weiteren weist die Stiftung in ihrem Infosheet Private Klimafinanzierung im Globalen Süden auf die Risiken der Inanspruchnahme nationaler Kompensationszertifikate aus beispielsweise Moorschutzprojekten hin.

Die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima begrüßt einen konstruktiven Diskurs, der zu einer Verbesserung der Mechanismen und Praktiken im VCM führt. Wir empfehlen jedoch, den Diskurs differenziert zu führen und von einer Pauschalisierung abzusehen. Angesichts der Dringlichkeit, der Klimakrise entgegenzuwirken und weitere Entwicklungsdimensionen international zu stärken, und in Anbetracht der begrenzten öffentlichen Finanz-Ressourcen ist der VCM derzeit ein effektives Instrument, um freiwillig Entwicklung und Klima zu fördern. Das Gebot der Stunde lautet, sich bestmöglich zu informieren und sich für eine Regulierung und Weiterentwicklung des VCM einzusetzen – ihm nicht aber seinen Mehrwert abzusprechen.

Gerne können Sie das breite Informationsangebot der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima nutzen, um sich zu informieren. Sämtliche Infosheets, Leitfäden und der Klimaschutznavigator sind über www.allianz-entwicklung-klima.de öffentlich zugänglich.

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